Konzentrierte Stille herrscht im Hörsaal der Biberacher Hochschule an einem Samstagvormittag. Wo sonst Studierende pauken, stecken ca. 20 Schüler aus der sechsten und siebten Klasse ihren Kopf zusammen und knobeln, probieren und erkunden, wie eine Bodenfläche mit vorgegebenen Schablonen flächendeckend ausgelegt werden kann. Damit entdecken sie spielerisch die mathematische Theorie der Parkettierung. Vier Wochen später, dieses Mal unter freiem Himmel: die Schüler zeichnen ohne Zirkel und Lineal Kreise, Rechtecke und andere geometrische Formen und vertiefen sich so in der mathematischen Geometrie. Ein Jahr lang trafen sich die Schüler regelmäßig an einem Samstagvormittag zur Mathe-AG, um über mathematische Phänomene zu staunen, sie kennenzulernen und zu erforschen. „Spannend“, „interessant“, „cool“ meinten die Schüler immer wieder.

Doch nicht nur die Schüler lernten bei den Treffen eine Menge – auch die beteiligten Lehrer der verschiedenen Schulen. „Der Austausch mit den Kollegen über die Mathematik und über die didaktische Vermittlung hat mir neue Impulse gegeben“, berichtet Susanne Braig vom Wieland-Gymnasium Biberach. Yvonne Keppler, Gymnasium Ochsenhausen, ergänzt: „Und es hat immer viel Spaß gemacht, da die Schüler mit so viel Begeisterung dabei waren.“

Entstanden ist die Mathe-AG aus einem Austausch zwischen Mathematikdozenten der Hochschule Biberach und den Mathematiklehrern der weiterführenden Schulen im Landkreis Biberach. Während es für musik- und sportbegeisterte Schüler eine Vielzahl an Angeboten gibt, fehlten für mathematikbegeisterte Schüler entsprechende Möglichkeiten, ihre Leidenschaft weiterzuentwickeln. Dabei waren die Lehrer sich sicher, dass es an ihrer Schule ein Interesse seitens der Schüler für ein derartiges außerschulisches Angebot gebe. Die Idee der Mathe-AG war geboren. Spielerisch und schulübergreifend sollten interessierte Schüler nun in ihrem mathematischen Wissensdurst gestillt werden. Lehrer der beteiligten Schulen – Wieland-Gymnasium, Pestalozzi-Gymnasium, Dollinger Realschule, Bischof-Sproll-Bildungszentrum, Gymnasium Ochsenhausen und Hochschule Biberach – bereiteten neben ihrer beruflichen Tätigkeit fortan zehn Termine über das Schuljahr hinweg zu verschiedenen mathematischen Phänomenen vor, z.B. Schnellrechentricks, platonische Körper oder geometrische Figuren. Bewusst wurden Themen für die AG gesucht, die über den normalen Schulstoff hinausgehen, aber dennoch altersgerecht erschlossen werden können.

Die Mathe-AG ist der erste Baustein der in Zukunft wachsenden Mathematik-Kooperation „MathUp“ zwischen den beteiligten Schulen. Die AG wird auch im nächsten Schuljahr für die Klassen 6 und 7  angeboten. Die jetzigen Siebtklässler, die dann die AG verlassen haben, können sich ab September im "Mathe-Team" in Kooperation mit dem Schülerforschungszentrum mit mathematischen Themen befassen. „Neue Teilnehmer sind für beide Angebote herzlich willkommen “, wirbt Bernd Burghardt von der Hochschule Biberach. Informationen erhalten Interessierte über die Ansprechpartner an den Schulen, unterstützt wird die Kooperation inzwischen auch vom kommunalen Bildungsplan der Stadt Biberach.

Den Abschluss der diesjährigen Mathe-AG bildete Ende Juni eine mathematische Stadtrallye durch Biberach. Mit mathematischen Augen wurde die Biberacher Innenstadt erforscht: Wie viele Liter Wasser fließen jeden Tag durch den Brunnen auf dem Marktplatz? Wie hoch sind die Parkeinnahmen der Stadt Biberach in der Ulmer-Tor-Straße an einem normalen Samstag? Wie viele Pflastersteine sind auf dem Marktplatz verlegt? Und beim abschließenden Eisessen tauschten sich dann alle über die Lösungsansätze aus.