Die Theater-AG der Klassen 9-13 des Pestalozzi-Gymnasiums spielt eine bissige Farce des italienischen Nobelpreisträgers Dario Fo: Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan"
Politik ist eine Farce, die Welt ein Irrenhaus und das, was wir Geschichte nennen, nichts als eine Ausgeburt aus Launen der Mächtigen:
So die Aussage von Dario Fos Stück "Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan", das am vergangenen Freitag von der Theater-AG des Pestalozzi-Gymnasiums unter der Leitung von Ulla Reeder und Hubert Stöferle aufgeführt wurde.
Schauplatz ist das Spanien um 1500, in dem Isabella von Kastilien eine aufgeklärte Politik vertritt, während ihr Gatte Ferdinand mehr Muskeln als Hirn hat und von der Idee besessen ist, die - kulturell überlegenen - Araber aus dem Lande zu jagen.
Kolumbus gerät dazwischen und darf, je nach politischer Lage, einmal mehr hoffen und einmal weniger. In zweiten Akt wird ihm schließlich der Prozess gemacht, den er listen- und lügenreich zu bestehen vermag.
Hier tritt auch Isabellas Tochter "Johanna die Verrückte" auf, und wie man es bei Fo erwarten darf, ist sie in diesem Possenspiel die einzig Normale.
Eingebettet ist das Ganze in eine Rahmenhandlung, in der ein Schauspieler, von der Inquisition verurteilt, auf eine letzte Chance hofft.
Dazu Dario Fo: "Ein ehrlicher Mensch steht jedenfalls an der Seite der Armen, und koste es auch seinen Hals".
Daneben aber lässt er auch durchblicken: Lacht, auch wenn ihr unterm Galgen steht, denn nichts fürchten die Mächtigen mehr als euer Lachen!
Dieses anspruchsvolle Stück wurde mit Schwung und Können gespielt: Schultheater auf allerbestem Niveau, in dem wirklich alles stimmte. Es wurde differenziert und deutlich gesprochen, das Spiel ohne Worte war lebendig und jeder Schauspieler voll mit seiner Rolle identifiziert.
Es war überhaupt erstaunlich, wie gut nicht nur die Haupt-, sondern auch die Nebenrollen, Hofpersonal etwa oder Seeleute, besetzt waren.
Kurz: Hingehen lohnt sich, und das nicht nur für Eltern oder Freunde. Weitere Termine: 8., 9., 11.,12. und 13. März jeweils um 19 Uhr 30 im Komödienhaus.
Die Premiere fand am Freitag, 4. März 2004 um 19.30 Uhr im Komödienhaus statt. Weitere Aufführungen: Sa, 5. 3., So, 6.3., Di, 8. 3., Mi, 9. 3., Fr, 11. 3., Sa, 12. 3. und So, 13. 3. (Kostenlose Karten ab 22. Februar 2005 beim Sekretariat des Pestalozzi-Gymnasiums)
Mit viel Elan haben die Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums das Stück von Dario Fo gespielt. Werner Toporski befragte Ulla Reeder und Hubert Stöferle, die Leiter der Theater-AG Mittel- und Oberstufe, über ihre Erfahrungen mit dem Schultheater.
W. Toporski: Seit langem schon betreuen Sie die Theater-AG. Warum?
H. Stöferle: Weil die Schüler davon unheimlich profitieren. Sie werden auf allen Ebenen gefordert, müssen ein Stück verstehen, es sprechen, sich frei bewegen lernen.
H. Stöferle: Weil die Schüler davon unheimlich profitieren. Sie werden auf allen Ebenen gefordert, müssen ein Stück verstehen, es sprechen, sich frei bewegen lernen.
U. Reeder: Es ist auch ein ganz anderer Zugang als im Unterricht. Dort wird ein Stück doch eher rational durchgesprochen und analysiert, und manchen Schülern geht leider darüber die Freude am Text verloren. Hier dagegen steigt man in die Gefühle der Figuren ein, lernt sie nachzuempfinden, sie wiederzugeben, und zwar so, dass der Zuschauer mitgeht. Das gibt ein ganz anderes Verständnis, übrigens auch für den geschichtlichen oder psychologischen Hintergrund. Vor allem aber: Es macht viel mehr Spaß!
W. Toporski: Ist dieser Spaß nicht auch ein ganz wichtiges Ergebnis?
U. Reeder: Aber sicher! Es ist ja die Freude an der eigenen Leistung. So ein Stück will hart erarbeitet sein, und wenn etwas dann so gelingt, wie heute Abend, ist man glücklich. Selber glücklich, und mit der Gruppe.
U. Reeder: Aber sicher! Es ist ja die Freude an der eigenen Leistung. So ein Stück will hart erarbeitet sein, und wenn etwas dann so gelingt, wie heute Abend, ist man glücklich. Selber glücklich, und mit der Gruppe.
H. Stöferle: Nicht zu vergessen: Das gibt ein ganz neues Selbstvertrauen. Man muss ja Mut aufbringen, sich da vorne hinzustellen. Und wer hier erlebt, dass er das kann, hat auch anderswo weniger Scheu.
W. Toporski: Hat das Theaterspielen Einfluss auf das Leseverhalten der Schüler?
U. Reeder: Aber Sicher! Sie bekommen einen ganz anderen Zugang zur Literatur, erleben viel mehr Freude daran. Und es wächst auch ihr Gespür für Sprache ganz allgemein. Die Ausdrucksfähigkeit wächst, die Artikulation wird besser, die Schüler sprechen viel differenzierter.
H. Stöferle: Eigentlich sollte jeder Schüler einmal Theater spielen.
U. Reeder: Aber Sicher! Sie bekommen einen ganz anderen Zugang zur Literatur, erleben viel mehr Freude daran. Und es wächst auch ihr Gespür für Sprache ganz allgemein. Die Ausdrucksfähigkeit wächst, die Artikulation wird besser, die Schüler sprechen viel differenzierter.
H. Stöferle: Eigentlich sollte jeder Schüler einmal Theater spielen.
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