Fünf beliebte Kollegen gehen in den Ruhestand

Zum Ende des Schuljahres muss sich das Pestalozzi-Gymnasium von fünf beliebten und hervorragenden Pädagogen verabschieden, die die letzten gut 35 Jahre der Schule entscheidend mitgeprägt haben und Generationen von Schülern in bester Erinnerung bleiben werden.

Auch Studiendirektor Wolfgang Beck hat sich nicht nur seit 1975 als Mathematik- und Physiklehrer am Pestalozzi-Gymnasium einen hervorragenden Ruf erworben, sondern auch - ab 1993 - bei der Ausbildung der Referendare in Physik am Seminar Weingarten. Ohne den ausdrücklichen Wunsch, Lehrer zu werden, begann er sein Studium, und dennoch wurde er ein "Vollblutlehrer", an dem seine Schüler und Referendare die außergewöhnliche Begeisterung loben, die seinen Physikunterricht auszeichnet.

Immer wieder gelang es ihm zu seiner großen Freude, Schüler für die Physikolympiade oder das Schülerforschungszentrum in Bad Saulgau zu gewinnen, was ihn mit besonderer Freude erfüllte. Vielen "Veränderungen von oben", wie zuletzt der Einführung von G8, steht Wolfgang Beck kritisch gegenüber, vor allem, wenn damit eine Verdichtung der Lehrinhalte verbunden ist. Im Zentrum all seiner Arbeit als Lehrer und als Fachleiter stand stets das Wohl der Schüler, getreu seinem "Motto". "Wenn es dem Schüler gut geht, geht's auch dem Lehrer gut." Und gerade den Kontakt zu den Schülern wird er am meisten vermissen.

Bei Oberstudienrat Rudolf Merkel denkt man natürlich zuerst an das schwungvolle Logo des Pestalozzi-Gymnasiums, das er entworfen hat und das inzwischen einen hohen Wiedererkennungswert in Stadt und Umland gewonnen hat. Aber Rudolf Merkel, der sich nach 23 Jahren am PG und davor einigen Jahren in Donzdorf und Göppingen in den Ruhestand verabschiedet, hat auch dem Fachbereich Bildende Kunst immer wieder Anstöße gegeben und ihn wesentlich mitgeprägt. Zuletzt in einem harmonischen Gemeinschaftsprojekt der Schule mit der Zimmereifachschule Biberach, die zusammen die Planung und die Ausführung der Bauhütte (auch völlig zu recht "Merkel-Hütte" genannt) im neuen Osthof durchführten. 

Fragt man ihn nach den Highlights seiner Lehrertätigkeit, fallen ihm spontan solche Projekte ein, und seine Freude rührt ganz besonders vom großen Engagement der Schülerinnen und Schüler her. Sein Studium brachte ihn mit den Bereichen "Architektur" und "Werken" in näheren Kontakt und zu der Erkenntnis: "Kunstunterricht ist mehr als Zeichenblock".
Ausstellungen mit Schülerarbeiten, z.B. in der VHS, der Stadtbücherei und im Komödienhaus, hat er dann am liebsten organisiert, wenn sich eine ansehnliche Sammlung wirklich gelungener Werke gefunden hatte.

Professor Klaus Roth kam 1974 als Assessor an das PG und war schon bald Rektoratsassistent. Bereits 1981 wurde er - mit gerade mal 34 Jahren! - zum Studiendirektor und Fachberater für Deutsch ernannt. Ab 1990 ließ er sich auf einen aufreibenden Job ein: er wurde Mitglied, später Vorsitzender der Lehrplankommissionen für das Fach Deutsch. Das war zwar eine ehrenvolle Aufgabe, verlangte aber viel Standvermögen, gelegentlich auch Frustrationstoleranz: Es galt etwa angesichts eines gelegentlich unkritisch verengten Denkens in bloßen Standards und Kompetenzen den Stellenwert von Ganzheitlichkeit und Persönlichkeitsbildung als zentrale Anliegen des Unterrichts zu betonen.

Klaus Roth wurde im August 1994 als Lehrbeauftragter für das Fach Deutsch an das Staatliche Seminar für Schulpädagogik in Weingarten berufen. Aufgrund seiner fachdidaktischen Veröffentlichungen und seines Mitwirkens in zahlreichen Fachkommissionen und Fortbildungen wurde er im Jahre 2000 zum Professor ernannt.
Dem Pestalozzi-Gymnasium hat er dennoch stets die Treue gehalten und sich früh beim Aufbau einer Theater-AG engagiert sowie den Austausch mit Valence gefördert. Schüler, Referendare und Kollegen erlebten ihn als warmherzigen, authentischen und begeisterungsfähigen Pädagogen, der sich unermüdlich für die Menschen und die Aufgaben, die ihm anvertraut wurden, engagierte. Als treuer Staatsdiener wird er übrigens noch bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres im Frühjahr 2011 seinen letzten Referendarkurs zum Examen begleiten. 

Mit Studiendirektor Walter Scherer verlässt ein allseits geschätzter Vollblutmathematiker die Schule, der so gar nicht dem Klischee eines Mathematikers entspricht und dessen Abschied nach 35 Jahren am Pestalozzi-Gymnasium eine Lücke hinterlässt, die nicht so ohne weiteres zu schließen sein wird.
Fragt man Schüler und Kollegen, warum er so beliebt ist, werden seine pädagogischen, fachlichen und menschlichen Qualitäten genannt. Er erklärt und antizipiert, was Schülern im Unterricht schwer fällt, er erläutert ruhig, gelassen und verständlich auch knifflige mathematische Inhalte und erzielt so mit seinen Klassen und Abi-Kursen seit Jahrzehnten in allen Prüfungen Spitzenergebnisse.

Dass er mit nur 28 Jahren der jüngste Oberstudienrat im damaligen Oberschulamtsbereich Tübingen war, bestätigt nicht nur seinen fachlichen Sachverstand, sondern auch seine schnelle Auffassungsgabe, seine Leichtigkeit und Effektivität.
Des Weiteren ist Walter Scherer seit 18 Jahren für die Ausbildung der Mathematikreferendare am Seminar in Weingarten zuständig und hat damit eine ganze Generation von Mathematikern in Oberschwaben geprägt.
Im außerschulischen Bereich führte er Schüler des PG über 20 Mal zur Schachmeisterschaft im RP Tübingen und erzielte 1998 sogar den 5. Platz bei der Deutschen Schulschachmeisterschaft.

Oberstudienrat Harald Scholz unterrichtete die Fächer Physik und Sport, seit er 1974 an das Pestalozzi-Gymnasium kam. Seine Leidenschaft als Elektronikbastler hat ihn von Anfang an begleitet und der Schule unschätzbare Dienste geleistet: zunächst beim Aufbau der Physik-Sammlung, dann bei der Einrichtung der Computerräume, der Installation einer Amateurfunkanlage und der Photovoltaikanlage auf dem Schuldach. Als "Feuerwehrmann" für streikende Computer und defekte Geräte war er unentbehrlich, zumal er mit seiner Ruhe und Gelassenheit auch die größten Krisen meisterte.

In den letzten drei Jahren führte er zusammen mit einer Kollegin die Schüler-Ingenieur-Akademie (SIA) für Zwölftklässler am Pestalozzi-Gymnasium. Seine schönsten Erlebnisse an der Schule verdankt er vielen ähnlichen außerunterrichtlichen Projekten und AGs. Auch sein unverwechselbarer Humor, mit dem er lakonisch alle in immer kürzeren Intervallen auftretenden Schulreformen kommentierte und überstand, machte ihn zu einem bei Lehrern und Schülern gleichermaßen beliebten Kollegen - der im übrigen auch ein ausgezeichnetes Verhältnis zum benachbarten WG hatte und dies beim wöchentlichen gemeinsamen Lehrerfußball aufrechterhalten wird.


Das Kollegium, die Elternschaft und die Schülerinnen und Schüler des Pestalozzi-Gymnasiums verabschieden sich in großer Dankbarkeit von den künftigen Ruheständlern und wünschen ihnen alles Gute.

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