Frau Beder, Frau Grüner und Herr Holl gehen in den Ruhestand
Wer die Schule verlässt, für den steht oftmals nicht die Frage ,,Was bleibt?" im Vordergrund, sondern die Frage ,,Was wird fehlen?". So bei Oberstudienrätin Gabriele Beder, die seit 1972 Deutsch und katholische Religion am Pestalozzi-Gymnasium Biberach unterrichtet hat. Die Lehrerin war auch Fachvorsitzende in katholischer Religion und verwaltete eine Zeit lang die Lehrerbücherei. Nun stellt die Pädagogin im Rückblick fest: ,,Die Diskussionen mit den Heranwachsenden sind nicht nur anregend, sie sind erfüllend."
Damit ist man im selben Atemzug bei der Motivation, den Lehrerberuf zu ergreifen, angekommen. ,,Meine Generation wollte es besser machen. Wir wollten menschlicher und gerechter handeln." Manches habe sich umsetzen lassen, anderes habe sich zum Nachteil verändert.
Wo früher die Fähigkeiten der Schüler interessiert haben, ,,rückt heute immer mehr der Notendurchschnitt in den Mittelpunkt der Diskussionen zwischen Lehrern, Schülern und den Eltern". Daran sollen jetzt die jungen Kolleginnen und Kollegen arbeiten. ,,nach 37 Jahren mit Abiturprüfungen in Deutsch und Religion darf man sich ruhig verabschieden", sagt sie.
Hildegard Grüner wird der Gong nicht fehlen
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht Oberstudienrätin Hildegard Grüner den Abschied näherrücken. ,,Dass es nach 45 Minuten nicht mehr gongt und die Tagesstruktur von kleinen und großen Pausen bestimmt wird, darauf freue ich mich", sagt sie. Allerdings sei ihr auch zutiefst bewusst, was sie bald aufgeben muss. ,,Für mich war der Lehrerberuf ein sehr schöner Beruf, eine fachliche und - in immer größerem Maße - erzieherische Herausforderung, die mich zwar viel Kraft gekostet hat, aber auch eine Quelle von Freude und Zufriedenheit war." Seit 1975 mit ihren Fächern Französisch und Englisch am PG hat sie sich für die Städtepartnerschaft und das Austauschprogramm mit Valence eingesetzt.
,,Die Liebe zur französischen und englischen Sprache und Literatur, die vielen privaten Kontakte, das hat mir viel gegeben!" Die Schullandheim-Aufenthalte haben sie vom Norden bis in den Süden der Republik geführt, ,,wenn ich da an manche knifflige Situationen zurückdenke, bin ich froh, dass ich über eine gewisse Ausdauer verfüge."
Holl diskutiert bis in die Nacht
Ebenfalls seit 1975 ist Oberstudienrat Josef Holl an der Schule. Er hat die Facher Erdkunde, Gemeinschaftskunde und Geschichte unterrichtet. ,,lch kann mich noch erinnern, wie ich mich mit den Schülern abends zur Politik-AG getroffen habe. Dann haben wir aktuelle Themen auf Video angeschaut und bis in die Nacht diskutiert", sagt er. Das unterstreiche die Leidenschaft, mit der er dieses getan hat. Heute behauptet er: ,,Der Lehrerberuf ist in dieser Zeit noch viel wichtiger als vor 20 oder 30 Jahren." Da sich die Probleme in den privaten Bereich der Schüler verschoben hätten, seien die Anforderungen an die Lehrer noch deutlich gewachsen. Man müsse viel mehr Erziehungsarbeit als früher leisten.
,,Wir haben die Träume der 68er geträumt, schnell aber gemerkt, dass Marcuse und Fromm nicht ausreichen.' Bleibe die Erkenntnis, so der ehemalige Personalrat, dass ,,der Schlüssel zum Erfolg die emotionale Zuwendung zu den Schülern ist und nicht irgendein Methodencurriculum."