Schüler spüren "Mord am Nil" nach

Lang anhaltender herzlicher Beifall hat bei der Première im Komödienhaus unsere "Kleinen Theater-AG" für ihr Theaterstück "Mord an Bord" nach Agatha Christie gegolten. Den spielfreudigen Jugendlichen der Unter- und Mittelstufe gelang eine erfreuliche und unterhaltsame Ensembleleistung.

Es ist so eine Sache mit den Bühnenadaptionen berühmter Romane, in diesem Falle des Krimiklassikers "Tod auf dem Nil" aus dem Jahr 1937. Nicht immer gelingt es den Stückeschreibern, epische Strukturen gekonnt in aktionsreiche Bühnenhandlung umzusetzen - gerade bei längeren erzählerischen Passagen tun sich junge Schauspieler schwer - und für literarisch Beschlagene fehlt im Grunde das Spannungselement; die Antwort auf die klassische Frage dieses Krimigenres "Who donnit? - Wer ist der Mörder?" ist häufig bekannt.
Aber Respekt: Was die junge Truppe aus diesen Vorgaben gemacht hat, war ausgesprochen unterhaltsam, vergnüglich und gekonnt. Und es war kein Zufall, dass die Akteure gerade bei dem dramatischen Kulminationspunkt des Stücks, der leidenschaftlichen Eifersuchtsszene Ende des 2. Akts, mit der die Zuschauer in die Pause entlassen wurden, zur Höchstform auflaufen.
Jacqueline de Severac (im langen schwarzen Abendkleid: Rosalia Zeising links), die Exverlobte Simon Mostyns, verfolgt dessen frisch angetraute Frau Kay bis auf das Nilschiff mit Hass und Eifersucht und verbirgt ihre Gefühle keineswegs: "Ich möchte ihr richtig wehtun, ihr ein Messer in die Brust stoßen oder ihr meine kleine Pistole an die Schläfe halten und dann ganz langsam abdrücken..." Und dann fällt tatsächlich ein Schuss, der allerdings dem geliebten Simon gilt ...
Insofern scheint alles klar, als noch in der gleichen Nacht die kapriziöse und verwöhnte Kay (Maika Howaldt) tatsächlich tot mit einem Schussloch in der Schläfe aufgefunden wird.
Aber nun beginnen erst die Nachforschungen und Befragungen, geschickt aufgeteilt auf den Domherrn Pennyfather (Diana Ezerex), den Witwer Simon Mostyn (Nicola Interthal) ...
...und Mr. Smith (ConstantinGeiger), der die ganzen Vorgänge cool mit zynischen Kommentaren garniert.<a href="archiv/08-09/utheater/IMG_4488.jpg" target="_blank"></a>
Und Verdächtige gibt es gerade genug: die Zofe Louisa (Helen Träger mit reizendem französischen Akzent), der Arzt Dr. Agropoulos (Franziska Richter), oder vielleicht doch das schrullige und exzentrische Fräulein Foliot-Foulkes (mit sichtlicher Freude an ihrer Rolle: Janina Riß) und deren Nichte Christina Grant (Alina Knoll)? Oder ist der Mord gar das Produkt einer ständig latent vorhandenen feindseligen Umwelt am Ufer?
Bis die ganzen Irrungen und Wirrungen aufgelöst sind, fließt viel Wasser den Nil hinunter und die jungen Akteure der "Kleinen Theater-AG" am Pestalozzi-Gymnasium haben sich schließlich glänzend von allen Premieren-Befangenheiten freigespielt und zu einer tadellosen Ensembleleistung gefunden.
Marion Schwert und Stefan Birkenmaier, für die Gesamtleitung zuständig, ist auch von Maske und Bühnenbild her ein stimmiges Konzept gelungen, das mit einfachen aber wirkungsvollen Mitteln arbeitet. Zusammen mit ihrer jungen Truppe durften sie den verdienten Applaus des Publikums entgegennehmen.

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