Opern-Projekt der Kasse 11a

Neue Wege beim Musikunterricht hat ein Teil der Klasse 11a beschritten. 16 Schülerinnen waren mehrmals im Ulmer Theater, um Proben für den "Rigoletto" beizuwohnen. Dabei haben sie Gespräche mit Regisseur, Bühnenbildner, Dramaturg und einer Sängerin geführt und die Arbeit im Opernhaus kennen gelernt.

"Die singen ja ohne Verstärker - wow!" Das war eine der großen Überraschungen, die auf die Schülerinnen gewartet hatten. Von vielem, was ihnen dort begegnete, hatten sie vorher nie etwas gehört, und von allein hätten sie sich wohl kaum für eine Oper interessiert. Oper, so sagen sie, sei vor dem Projekt in ihren Augen "etwas für die Alten" gewesen, denn nicht einmal ihre Eltern stünden dieser Kunstform sehr nahe. Jetzt hat sich da etwas verändert. Nicht dass alle auf einmal zu großen Opernfreaks geworden wären, doch Vorurteile und die Abneigung dagegen sind ausgeräumt, und die Offenheit dafür ist gewachsen oder überhaupt erst entstanden.

Es war eine Idee von Wolfgang Horstmann, der einen Teil der Klasse 11a in Musik zu unterrichten hatte und nach neuen Wegen suchte, Schüler an klassische Musik heranzuführen. Mit einer vollen Klasse, erklärt er, hätte man das nicht machen können, weil das die Möglichkeiten des Theaters überstiegen hätte. So aber hat man viele interessante Blicke hinter die Kulissen werfen können, hat die gestaltende Kraft der Orchesterarbeit erlebt und hat von einer Sängerin (Linda Heins) die Freuden und Nöte ihres Berufs und die tief greifende Verschränkung von Kunst und Privatleben erfahren.

Der Regisseur (Matthias Kaiser) erklärte ihnen die Ziele neuer Inszenierungen, und war man vorher der Ansicht gewesen, Opern erzählten nur Langweiliges aus alten Zeiten, so konnte man hier bewusst miterleben, wie wichtig die Übertragung der Grundaussagen eines Werkes auf das Heute ist. Nicht in allen Regieeinfällen, sagen sie, könnten sie einen Sinn erkennen, aber in jedem läge ein Anstoß zu eigenem Nachdenken.

Auch für das Theater, so der Dramaturg Benjamin Künzel, liegt in dieser Zusammenarbeit eine neue Chance. Hatte man schon in der Vergangenheit mit Schultheater-Tagen oder einem Operetten-Workshop, bei dem die Schüler zu Mitwirkenden wurden, gute Erfahrungen gemacht, so will man künftig Schulen gewinnen, mit "Patenklassen", wie der des PG, die Oper sozusagen von innen zu erleben. Junge Menschen wieder an klassische Musik heranzuführen, ist für Orchester und Opernhäuser angesichts der Altersstruktur des derzeitigen Publikums überlebensnotwendig. Auch über Möglichkeiten der Einbeziehung von Schülern, etwa im Sinne des Projekts der Berliner Philharmoniker "Rhythm is it" denkt man nach.

Der Erfolg des PG-Projekts hat selbst den Initiator überrascht, denn die Schüler haben eine vollkommen neue Sicht auf Klassik und Oper gewonnen und Respekt vor dieser Kunstform erfahren. Sie selbst betonen, dass das ohne dieses Projekt nicht vorstellbar gewesen wäre. Es war nicht allein der Reiz des Ungewohnten, der diesen neuen Zugang eröffnet hat, es waren vielmehr die vielen neuen und interessanten Einblicke und die Möglichkeit, einmal zu erfahren, was dahinter steckt.


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