PG erinnert an Erzberger
Seinen Vortrag, der von Geschichtsschülern des Leistungskurses unterstützt wurde, stellte er unter die Leitfrage "Warum erinnern wir uns an einen Mann, der vor 100 Jahren starb?" In diesem Zusammenhang erwähnte Geiger auch, dass am eigentlichen Todestag (26. August) mit Wolfgang Schäuble der zweithöchste Repräsentant des Staates nach Biberach gekommen war. Eine zentrale Antwort auf die Eingangsfrage war, dass Erzberger aus Fehlern lernen und seine Meinung korrigieren konnte. Angelehnt an eine kurze Biographie Erzbergers legte Markus Geiger dar, wie der aus einfachen Verhältnissen stammende im politischen Katholizismus sozialisiert wurde und diese Positionen auch im Reichstag vertrat. Als Kind seiner Zeit habe er den Ersten Weltkrieg anfangs begrüßt und Annexionen das Wort geredet. Die von ihm mit initiierte Friedensresolution im Sommer 1917 sei als Wendepunkt zu sehen. Im Gefolge habe er dann in schwerer Zeit Verantwortung übernommen, auch wenn er dafür gehasst worden sei. Seine Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages im Wald von Compiegne sei sein schwerster Tag gewesen. Die Schlagworte "Novemberverbrecher", "Erfüllungspolitiker" oder die auch auf ihn gemünzte Dolchstoßlegende gipfelten dann in der "Fort mit Erzberger"-Kampagne.
Wie Wolfgang Schäuble erinnerte Markus Geiger auch an die Leistungen des Finanzministers Erzberger. Seine im Eiltempo durchgezogene Finanzreform habe die Grundlage eines leistungsfähigen Staates geschaffen. Schließlich zeigte der PG-Geschichtslehrer den Schülern auch die mannigfaltigen Beziehungen Erzbergers nach Biberach auf: Als Reichstagsabgeordneter des Wahlkreises Biberach-Leutkirch-Waldsee-Wangen war er hier fest verwurzelt, wofür ja auch seine Bestattung auf dem katholischen Friedhof Beleg sei. Auch die Friedensrede im Kronensaal und sein Wirken im Grünen Baum blieben nicht unerwähnt. Damit endete eine Geschichtsstunde, die den PG-Schülern die Figur Matthias Erzberger in all ihrer Widersprüchlichkeit nahebrachte.