Friedensbotschaft bewegt Zuhörer

von Gerhard Trüg

Ein besonderes Konzertereignis haben die Zuhörer in der vollbesetzten Stadtpfarrkirche St. Martin in Biberach erlebt. Der Schul- und Projektchor des Pestalozzi-Gymnasiums und die Brass Band Oberschwaben-Allgäu (Einstudierung, Enrico Calzaferri) führten das oratorische Werk „The Armed Man: A Mass For Peace“ (Friedensmesse) des Komponisten Karl Jenkins auf.

Die Leitung hatten Christine Wetzel und Thomas Dilger inne. Diese Messe ist eine Auftragskomposition aus dem Jahr 1999 und den Opfern des Kosovokrieges gewidmet.

Durch die Kombination von lateinischen Messeteilen mit Texten aus verschiedenen Kulturkreisen und Religionen gelingt Jenkins ein atemberaubend bewegtes und ergreifendes Werk. Dieses lässt durch seine textlichen wie musikalischen Aussagen den Zuhörer bis zum Schluss nicht mehr los. Sehr gut einstudiert, brachte der Chor alle Facetten der Komposition in bestechender Qualität zum Ausdruck. Die Brass Band war ein kongenialer Partner. Sie brachte sowohl bei leisen wie auch insbesondere bei aufwühlenden Passagen ihre Intonationssicherheit und Klangqualität zum Ausdruck.

Zu Beginn gaben die beiden Pfarrer Ulrich Heinzelmann und Stefan Ruf eine kurze Einführung und begrüßten, dass das Werk mit seiner Friedensbotschaft in dieser Kirche aufgeführt wird. Das Stück beginnt mit einem Ostinato-Rhythmus des Schlagwerks, der marschierende Soldaten assoziieren lässt, dazu singt der Chor das französische Soldatenlied „L’homme armé“ aus dem 15. Jahrhundert, begleitet von gedämpften Trompeten, das den Rahmen der Komposition abgibt und am Schluss in anderem Kontext sowie anderem Gewand noch einmal zu hören ist. Der arabische Gebetsruf „Call To Prayers“ wurde von einer Schülerin (Hatice Ören) auf arabisch eindrucksvoll gesungen und anschließend auf deutsch gesprochen. Zwei Chorsänger intonierten das Kyrie mit glockenklaren Knabenstimmen, begleitet von extrem tiefen Orgeltönen (Norbert Borhauer) und tiefem Blech.

Beim „Sanctus“ gewinnt man einen trefflichen Einblick in die Kompositionsweise von Jenkins: die Worte „pleni sunt coeli et terra“ werden mit riffartiger Rhythmik eindringlich wiederholt und vom vollen Orchester mit Schlagwerk und Beckenschlägen aufgegriffen und gesteigert. Das räumliche wie musikalisch-inhaltliche Zentrum des Werkes bildet bei den insgesamt 13 Nummern, die Nummer sieben, „Charge!“ (Angriff!), das auf Texten von John Dryden und Jonathan Swift basiert. Rasend schnelle Trompetenpassagen geben die Dramatik vor, gepaart mit dem massiven Einsatz des Schlagwerks. Der Chor ist auf seinem dynamischen und gesanglichen Höhepunkt mit dem sich wiederholenden Wort „Charge“. Hier sind besonders die Sopranstimmen zu loben, die die großen Höhen absolut intonationssicher und scheinbar mühelos bewältigten. Das Ganze endet mit Wehgeschrei und großem Crescendo.

Nach dem Schreien der Sterbenden herrscht eine unheimliche Stille. Diese wird durch das Trompetensignal „The Last Post“, eindrucksvoll vom hinteren Chorraum aus erklingend, unterbrochen. In „Angry Flames“ wurde das entsetzliche Leid nach der Bombardierung von Hiroshima eindrucksvoll von Sabine Weiss solo gesungen. Eindringlich und einfühlsam erklang das von Jonathan Harsch solo gesungene „Now that the guns have stopped“.

Nach dem versöhnlichen „Benedictus„“ mit dem schönen weichen Klang der melodieführenden Tenorhörner, endet die Messe mit „Better is Peace“, der leidvollen Einsicht, dass Frieden besser ist als Krieg. Nach dem vollen Tutti-Klang bricht die Musik ab und der Chor singt eindringlich a cappella Worte aus der Offenbarung. Darin wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass am Ende „Gott alle Tränen abwischen wird“.


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