Volkstrauertag in Biberach und Stuttgart
Aus Feldpostbriefen zur Zeit des deutsch-französisches Krieges 1870/ 1871
„Ich ging in meine Kammer und zog mein Sonntagskleid an. Ein letzter Blick in den Spiegel; ich erkannte mich selbst beinahe schon nicht mehr. Ich ging nach Indersdorf zu meinem Vater und zu meiner Mutter und bat sie um den Segen."
„Als ich dreißig Schritte vom Elternhaus entfernt war, schaute ich mich noch ein letztes Mal um. Mein Herz wurde mir ganz schwer, als ich daran dachte, es hinter mir zu lassen und mit jedem weiteren Schritt war es mir als seien meine Füße aus Blei."
„Da kam das Haus, wo meine Geliebte in Dienst war und die ich heiraten wollte. Ich nahm sie noch einmal beim Hals und küsste sie."
„Da könnt ihr leicht denken, wie mir die Tränen heruntersprangen.“
„Was habe ich mir gedacht? Ich sehe meinen Vater, meine Mutter und meine Geschwister nicht mehr."
„Sie fing zu weinen an und ich sagte Ade und ich fing auch zu weinen an: Ich muss jetzt fort, es hilft nichts mehr.“
aus der Rede von Alina Habermann bzw. Kristina Knevels:
Auch in der Welt des Jahres 2017 spielt der erzwungene Abschied eine große Rolle. Abschied, der nicht gewollt ist, und Abschied, der zu viel Trauer führt, wie wir an den gewaltigen Flüchtlingsströmen unserer Zeit sehen können. Diese Beobachtung bestätigt auch der Friedensindex vom Institute for Economics and Peace (IEP). Europa sei demnach die friedlichste Region der Erde, hätte allerdings insgesamt trotzdem an Frieden und Sicherheit verloren. Dabei ist vor allem die Quote von Opfern durch terroristische Aktionen erschreckend. In den Mitgliedsstaaten der OECD ist die Zahl der durch Terroranschläge zu Tode gekommenen Menschen in den letzten zehn Jahren um 900 Prozent gestiegen.
Gewalt ist ein Makel der Menschheitsgeschichte. Seit den Anfängen der historisch belegten Geschichte der Menschheit gab es weltweit um die 14.400 Kriege, denen insgesamt wohl 3,5 Milliarden Menschen zum Opfer gefallen sind. Dies entspricht ungefähr dem Tausendfachen der Einwohnerzahl Berlins und dem 43-fachen der Einwohnerzahl Deutschlands. Anders ausgedrückt ist jeder 30. Erdenbewohner einem Krieg zum Opfer gefallen. Das sind eindeutig sehr erdrückende Zahlen und doch auch Zahlen, die mehr und mehr in Vergessenheit geraten.
Die Verantwortung für einen Aufgabenbereich zu tragen, der maßgeblich darüber entscheidet, ob Konflikte beigelegt werden, ob es Frieden gibt, oder Krieg ist sicher nicht einfach und daher hoffen wir, dass der Volkstrauertag all den Personen hilft, die diese Verantwortung tragen, zu sehen, dass von ihren Entscheidungen viele einzelne Schicksale abhängen. Denn wie es Heinrich Heine schon 1828 passend formulierte: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“