Im Kofferraum von Ost- nach West-Berlin
Zwischen älterem Publikum und Elftklässlern mit dem Neigungsfach Geschichte entstand dabei ein fruchtbarer Dialog.
Uli Busch, 1943 in Leipzig geboren, hatte sich durch das Vorbild seiner Schwester, die bereits 1958 in den Westen gegangen war, innerlich immer mehr von der DDR abgewandt. Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde aus dieser inneren Emigration ein nicht mehr zu unterdrückendes Verlangen zur Flucht aus der DDR, was jetzt allerdings große Gefahren in sich barg. Durch Zufall bekam seine Schwester bei einem Besuch in West-Berlin eine Information, wie man in einem VW Käfer versteckt von Ost- nach West-Berlin gelangen könnte. Dazu wurde der Wagen von seinem späteren Schwager präpariert:
Den Tank über der Vorderachse ersetzte man durch einen Zweittank im Heck und legte die Spurstange tiefer, um Raum für ein Versteck zu schaffen. So kam Uli Busch im Kofferraum über den Checkpoint Charlie in die Freiheit. Nach diversen Zwischenstationen gelangte er Ende der 60er ins Oberschwäbische und war als Chemiker bei Thomae / Boehringer Ingelheim beschäftigt.
In einer sich an den Vortrag anschließenden, regen Diskussion wurde deutlich, unter welchem Druck fluchtwillige DDR-Bürger gestanden hatten. So hatte Uli Busch nicht einen seiner Freunde und nicht einmal seine Eltern in sein Vorhaben eingeweiht. Und auch nach der Ankunft im Westen waren Kontakte zu den Zurückgebliebenen ein Ding der Unmöglichkeit. Erst mit Willy Brandts Ostpolitik und dem langsam einsetzenden Tauwetter zwischen Ost und West waren streng reglementierte Verwandtschaftsbesuche möglich. Das junge und alte Publikum ließ sich von den spannenden Erzählungen - bei Kaffee und Kuchen - beeindrucken und erlebte so eine etwas andere Form der Geschichtsvermittlung.