Interview mit den 4 Piéla-Reisenden
In der letzten Woche der Weihnachtsferien und der ersten Schulwoche besuchten Herr Fischer, Frau Munz sowie Hanna Kaspar und Isabel Jeggle (beide 10c) Piéla, um dort die Stadt selbst und die potentielle Partnerschule des PGs zu besichtigen, für die unter anderem auch der jährliche Kuchenverkauf stattfindet. Piéla, eine Region in Burkina Faso, gehört zu den ärmsten Teilen der Erde und liegt am südlichen Rand der Sahara. Gemeinsam mit Vertretern des Fördervereins "Piéla-Bilanga" aus Ochsenhausen begaben sich die vier der Piéla-AG in diesen Teil der Erde, um eine völlig andere Kultur kennen zu lernen.
Bevor die vier direkt nach Piéla reisten, hielten sie sich vier Tage lang in der Hauptstadt Ouagadougou auf. Auch wenn sie viele wahrscheinlich nicht kennen, ist Ouagadougou eine große Metropole mit 1,5 Millionen Einwohnern. Die größte Stadt der ehemaligen französischen Kolonie Obervolta erinnert ein wenig an eine französische Mittelmeerstadt. Die Kirche und der Glaube spielt in dieser Region im alltäglichen Leben eine sehr viel größere Rolle, als das bei uns in Deutschland der Fall ist. So haben zum Beispiel fast alle gesungenen Lieder einen religiösen Hintergrund.
Auch wenn die Straßen selten in einem guten Zustand sind, findet man wie in jeder Großstadt viel Verkehr vor. Im Vergleich zum ländlichen Bereich ist Ouagadougou relativ modern und bietet viele Einkaufsmöglichkeiten. Das nutzten die vier PGler um sich für die Zeit in Piéla mit Lebensmitteln einzudecken. Zwar gibt es im Piéla einen Markt, doch die Auswahl ist nicht sehr groß.
Weiter ging die Reise nach Piéla mit einem Toyota-Minibus. Teilweise waren diese Busse spektakulär und Stockwerke hoch beladen, so gut wurde der Platz genutzt. In Piéla angekommen erwartete die Reisenden ein spektakulärer Empfang, der dem eines Prominenten in nichts nach stand. Obwohl sie erst spät abends ankamen, war halb Piéla auf den Beinen, um die Ankömmlinge mit Handschlag zu begrüßen. In einem Korso wurden sie zum Hotel gebracht. Dort hatten die Einheimischen einem Willkommens-Tanz vorbereitet.
Auch während des restlichen Aufenthaltes waren die Besucher hoch angesehen. Oft waren sie zum Essen eingeladen und bekamen dabei nur aufwendigeres Essen wie Spaghetti, Fleisch oder Fisch zu essen. Das alltägliche, einfache Essen haben sie während des Besuches nie probiert. Das Fleisch war allerdings sehr gewöhnungsbedürftig, denn es war nur grob zerhackt und teilweise fand man auch noch den einen oder anderen Knochen darin.
Häuser, wie wir sie kennen, gibt es in Piéla nicht. Die meisten Menschen wohnen in einfachen gemauerten Häusern, mit nur einem Raum und ohne fließend Wasser und einem Stromanschluss. Diejenigen die sich selbst das nicht leisten können, wohnen in Lehmhütten. Die Reisenden des PGs übernachteten im Gästehaus von Piéla, das fließend Wasser und Strom hatte – echter Luxus. Da fast kein anderes Haus einen Stromanschluss hat, haben auch nur sehr wenige Leute einen Fernseher, geschweige denn einen Computer mit Internetanschluss.
Den PGlern fiel jedoch auf, dass in Piéla ein „super Handynetz“ besteht und jeder ein Handy besitzt, was man an öffentlichen Ladestationen aufladen kann. Ein Schützenfest gibt es in Piéla nicht, es wird aber jedes Jahr ein Fest für den Chef (quasi den Bürgermeister) veranstaltet, auf das sich die ganze Stadt freut. Als Transportmittel stehen in Piéla nur Fahrräder und Mopeds zur Verfügung. Autos gibt es kaum. Ansonsten gehen alle Bewohner von Piéla zu Fuß.
Die Verständigung in Piéla war mit schulfranzösisch nicht immer möglich. Französisch, die offizielle Amtssprache Burkina Fasos, ist in Piéla eine Fremdsprache wie bei uns und wird dort ebenfalls als Fach unterrichtet. In Gegenden, in denen es keine Schule gibt, musste deshalb ein Dolmetscher die Sprache der Einheimischen übersetzen.
Hanna und Isabel verbrachten insgesamt drei Tage an der Schule in Piéla. Dort zeigten sie den Schülern, wie man in Deutschland so lebt, sie referierten über das Essen, die Kultur und vieles mehr. Schule muss man sich dort ein wenig anders vorstellen wie in Deutschland.
Das beginnt schon bei der Klassengröße. In einer Klasse sind dort etwa 60-80 Schüler, doch die Klassenzimmer sind genauso groß wie am PG. Deshalb müssen sich in Piéla 4 Schüler einen Tisch teilen. Allerdings herrscht im Unterricht Totenstille. Unterrichtet werden nur Hauptfächer wie Englisch, Geografie oder Französisch - bald soll auch noch Deutsch hinzukommen. Der Unterricht beginnt schon um 7 Uhr, allerdings ist die Schule um 11 Uhr auch schon wieder aus.
Die Rolle der Frau in Piéla und in der afrikanischen Gesellschaft erlebten unsere Besucher in unterschiedlicher Weise. Im Allgemeinen ist die Frau dem Mann untergeordnet, jedoch wurden unsere Mitschülerinnen, wie bereits gesagt, sehr herzlich aufgenommen und auch ernst genommen. Als sie in einer Stadt etwas südlich von Piéla allerdings auf den König dieses Bezirks trafen, durften diesem nur die Männer die Hand geben, die Frauen nicht.
Besonders den beiden Schülerinnen war die Kommunikation nach Deutschland sehr wichtig, um in Kontakt mit Familie und Freunden zu bleiben. Dabei waren sie erstaunt, wie problemlos die Telefonate nach Deutschland funktionierten. Nahezu jeder Einwohner Piélas besitzt ein Handy - der Strom dafür kommt von einer öffentlichen Ladestation, die mit Solarstrom betrieben wird.
Sehr erstaunlich ist das Verhältnis von Geld zu Waren. In den knapp 3 Wochen in Piéla gaben die Mädchen nur ca. 10 € aus! Dies liegt vor allem am geringen Einkommen der Bürger in Piéla. Von einem Entwicklungshelfer erfuhren sie, dass das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters 1,50 € am Tag beträgt.
Den Brunnen, den der Förderverein in Ochsenhausen, ursprünglich finanzieren wollte, ist schon gebaut, jedoch noch nicht finanziert. Über eine möglich Finanzierung wird noch spekuliert. Die Arbeiten, die der Verein dort unten leistet, sind aber deutlich sichtbar. Besonders die Infrastruktur von öffentlichen Gebäuden hat sich verbessert. So wird jetzt ein neuer Trakt an die Schule angebaut, extra für die Oberstufe. Außerdem plant das PG zusammen mit dem Verein Lehrmittel für die Schule zu finanzieren.
Bleibende Eindrücke waren für die 10er-Mädels jeden Fall die Freundschaft mit den anderen Schülern. Deshalb werden sie auch versuchen mit diesen in Kontakt zu bleiben. Allerdings dürfte dies sehr schwierig werden, da keine Adresse, geschweige denn eine Email-Adresse existiert. So müssen sie ihre Briefe an die Schule adressieren, die sie dann an die Schüler weiterleitet.Für immer bzw. längere Zeit in Piéla zu leben, können sie sich nicht vorstellen, allerdings würden sie auf jeden Fall nochmal für ein paar Wochen nach Piéla reisen – lohnen würde es sich auf jeden Fall!!
Das Interview mit Herr Fischer, Frau Munz, Hanna Kaspar und Isabel Jeggle (beide 10c) führten Daniel Dreher, Fabian Kächele und Henning Miller (alle Jgst. 11).
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