Theater-AG zeigt großartige Brecht-Interpretation

Die „Große Theater-AG“ des PG hat einen Klassiker des epischen Theaters auf die Bühne gebracht: Bertolt Brechts "Der Kaukasische Kreidekreis". Die Première fand am Freitag, 25. Januar, die Dernière am Sonntag, 3. Februar, statt.Hinzu kamen sechs weitere Aufführungen.Die Schwäbische Zeitung beschloss ihre positive Rezension mit den Worten: "Bravo, bravo, bravo!"

Die jungen Künstler des Pestalozzi-Gymnasiums haben sich in klassischer Form dem „Kaukasischen Kreidekreis“ genähert und im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Optimum herausgeholt. Die Einleitung des Stückes hatten die Regisseure Ulla Reeder und Hubert Stöferle gestrichen (Streit um ein fruchtbares Tal, den der Autor Bertolt Brecht in ideal-kommunistischer Folklore verklärt gelöst hatte), da man sie nicht mehr für zeitgemäß hielt. Trotzdem dauert das Stück fast zwei vergnügliche Stunden.
1948 uraufgeführt, berichtet das Stück von der Arroganz des russischen Adels und der Unterwürfigkeit des gemeinen Volks. In den Wirren der Revolution rettet die Gouverneurswitwe gerade mal ihre wertvollen Kleider - die Magd Grusche hingegen den verlassenen Säugling Michel. Mit diesem schlägt sie sich zu ihrem Bruder in die Berge durch, wo sie eine Notheirat eingeht.
Als der Krieg beendet ist, bemerkt die leibliche Mutter, dass das Gouverneurserbe am verlorenen Kind hängt und versucht per richterlichem Beschluss sich beides wieder anzueignen. Der trinkfreudige und korrupte Laienrichter Azdak fällt dann das berühmte Urteil, brecht-typisch volltrunken und in seiner Gänze vielleicht sogar zufällig: Die Magd Grusche wird zur legalen Mutter und für geschieden erklärt. Die Besitztümer, Brecht sei Dank, werden allerdings zum Volksvermögen erklärt.
Die Hinführung zur Konklusio des Stücks – Schlusssatz: „Dass da gehören soll, was da ist, denen, die für es gut sind ( ... ). Die Kinder den Mütterlichen, damit sie gedeihen“ – ist den Dramaturgen und Schauspielern herrlich gelungen; bemerkenswert etwa die Darstellung der Grusche bei der Überquerung der gefährlichen Schlucht. Kleine Details, wie öffentliche Bühnenumbauten im Dämmerlicht oder spartanisch auf das Wesentliche reduzierte Bühnenelemente, geben den Brecht‘schen Gedanken des Theaters überzeugend wieder.
Besonders hervorzuheben sind die schauspielerischen Leistungen von Michael Hack (Richter Azdak), der mit seinem Stimmvolumen auch große Bühnen bespielen könnte. Ayla Laengerer als Magd Grusche gibt eine überzeugende Darstellung über die gesamte Länge hinweg. Matthias Geister, in einer Doppelrolle als fetter Fürst und Wirt, zeigt eine tolle Leistung ebenso wie Rosalia Zeising, als zickige Gouverneursfrau und als Gefreiter (hier noch besser).
Die anderen Mitspieler waren ebenso bewundernswert. Erwähnenswert auch der Mut des Lehrers Hubert Stöferle, der sich mit nacktem Oberkörper im Zuber sitzend den Blicken des Publikums und dezenter Bürstenmassage zweier Frauen aussetzte, der sich dann auch den belachten und gut gelösten einzigen Texthänger im Stück gegönnt hat. Bravo, Bravo, Bravo.Quelle: Wolfgang Amadeus Müller, Schwäbische Zeitung Biberach

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